Spülen vor der Ernte - Mythos oder Must-Do?

Seit Jahrzehnten gilt das Spülen von Hanfpflanzen als Standardpraxis in der Cannabiszucht. Die Idee dahinter: Durch das Gießen mit klarem Wasser in den letzten ein bis zwei Wochen vor der Ernte sollen überschüssige Nährstoffe ausgespült werden, um die Qualität der Blüten zu verbessern. Doch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse stellen diese Methode infrage. Ist Spülen wirklich notwendig oder nur ein überholter Mythos?



Was passiert beim Spülen wirklich?


Die traditionelle Theorie besagt, dass Spülen dabei hilft, Düngerrückstände und Schwermetalle aus der Pflanze zu entfernen, was den Geschmack und die Verbrennung der Blüten verbessern soll. Doch neuere Studien zeigen: Das Spülen hat keinen signifikanten Einfluss auf den Schwermetallgehalt oder andere Rückstände in der Pflanze.


Warum? Weil Pflanzen ihre Nährstoffe nicht einfach „ausspülen“. Stattdessen nutzen sie gespeicherte Ressourcen aus ihren eigenen Blättern – ein natürlicher Prozess, der unabhängig davon abläuft, ob gespült wird oder nicht.



Beeinflusst Spülen den Geschmack und die Qualität?


Ein weiterer Grund, warum viele Grower spülen, ist die Annahme, dass es den Geschmack verbessert und die Blüten beim Rauchen sauberer abbrennen. Doch auch hier zeigen Tests:

Kein klarer Unterschied im Geschmack zwischen gespülten und ungespülten Blüten.

Organisch angebaute Pflanzen profitieren kaum vom Spülen, da sich keine überschüssigen Salze im Substrat ansammeln.


Das bedeutet: Die Qualität des Endprodukts hängt weit mehr von der richtigen Trocknung und Aushärtung ab als von der Spülmethode.



Sollte man also gar nicht mehr spülen?


Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt Situationen, in denen eine reduzierte Nährstoffgabe in den letzten Wochen sinnvoll sein kann:


Bei mineralischer Düngung: Eine leichte Reduktion der Nährstoffe zum Ende der Blüte kann helfen, eine Überdüngung zu vermeiden.

Bei Überdüngung: Falls Pflanzen Anzeichen von Nährstoffüberschuss zeigen (z. B. verbrannte Blattspitzen), kann ein sanftes Spülen helfen, das Substrat auszugleichen.

Bei organischer Düngung: Spülen ist oft unnötig, da organische Nährstoffe langsamer aufgenommen werden und sich nicht so stark anreichern.



Das richtige Vorgehen statt Spülen:


Statt die Pflanzen radikal mit Wasser zu „überschwemmen“, empfehlen viele moderne Grower einen sanfteren Ansatz:


1️⃣ Nährstoffe in den letzten 2 Wochen schrittweise reduzieren, statt abrupt zu stoppen.

2️⃣ Die Pflanzen weiter wie gewohnt gießen, aber ohne Übertreibung.

3️⃣ Besonders auf die richtige Trocknung und Fermentation achten – das hat den größten Einfluss auf Geschmack und Rauchqualität.



Fazit: Ist Spülen noch zeitgemäß?


Basierend auf aktuellen Erkenntnissen lässt sich sagen: Spülen ist nicht mehr der Goldstandard, sondern eher eine individuelle Entscheidung, die von der Anbaumethode abhängt. Während es bei mineralischer Düngung in bestimmten Fällen sinnvoll sein kann, ist es bei organischem Anbau oft überflüssig.


Wenn du deine Pflanzen optimal versorgen willst, konzentriere dich lieber auf eine gut abgestimmte Nährstoffgabe, eine schonende Trocknung und eine sorgfältige Fermentation – das sind die wahren Schlüssel zu erstklassigen Blüten!


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